Sächsischer Bücherkoffer

Wir präsentieren zehn ausgewählte Neuerscheinungen von Autor*innen und Übersetzer*innen in und aus Sachsen.

Der Sächsische Literaturrat empfiehlt zehn bemerkenswerte Neuerscheinungen von Schriftsteller*innen, Dichter*innen und Übersetzer*innen in und aus Sachsen. Regelmäßig finden Veranstaltungen statt, bei der die Titel vorgestellt werden und eine Autorin oder Übersetzerin aus ihrem Buch liest. 

    Frühjahr 2025

  • Marie Alpermann (Übersetzerin): Tanja Stupar Trifunović: Seit ich einen Schwan gekauft habe

    Eine Geschichte über die heimliche leidenschaftliche Liebe zwischen einer 20-jährigen und einer 45-jährigen Frau im heutigen Bosnien und Herzegowina. In „Seit ich einen Schwan gekauft habe“ erzählt Tanja Stupar Trifunović poetisch und meisterhaft eine Geschichte über die heimliche leidenschaftliche Liebe zwischen einer 20-jährigen und einer 45-jährigen Frau im heutigen Bosnien und Herzegowina. Die Protagonistinnen sind zerrissen zwischen Begierde und Vernunft, Zärtlichkeit und Wut. In hervorragenden Dialogen verdichtet sich die Erzählung über ihre komplexe Beziehung. Sie zeigt nicht nur die Kraft ihrer Anziehung, sondern auch die Kluft zwischen den Generationen. Ein nuancierter, gut komponierter und beeindruckender Roman über Liebe und Abschied.

    Marie Alpermann wurde 1988 in Leipzig geboren. Sie hat Slawistik und Literaturwissenschaft studiert. Heute arbeitet sie als Übersetzerin aus dem Bosnischen/Kroatischen/Serbischen und freie Lektorin. Sie übersetzte unter anderem Lejla Kalamujić, Senka Marić, Dragoslava Barzut, Jelena Lengold und Jasminka Petrović ins Deutsche. Maria Alpermann lebt in Halle /Saale.

  • Frauke Angel und Mehrnousch Zaeri-Esfahani: Ein Liekesch für Jascha

    Jascha braucht dringend stärkere Oberarme, um in der Klasse beliebter zu werde. Seine Sportlehrerin gibt ihm Tipps, aber Jascha versteht nur, dass er unbedingt ein Liekesch haben muss. Wo es das wohl gibt? Und was kostet so was? Jascha ist erst vor kurzem nach Deutschland gekommen und kennt sich noch nicht so gut aus. Aber vielleicht hat der kleine Sportladen an der Ecke ein Liekesch? Die Suche nach dem Liekesch führt nicht nur zu Frank, der den Sportladen besitzt, sondern auch zu allerhand Verwicklungen und Abenteuern ... Und zu einer megastarken Freundschaft. Eine Geschichte zum Selberlesen für Kinder ab 8 Jahren. Warmherzig und humorvoll werden die Themen Integration und Freundschaft für kleine Leser verständlich vermittelt. Illustriert wurde das Buch von Barbara Jung.

    Frauke Angel
    wurde 1974 im Ruhrgebiet geboren. Sie ist ausgebildete Schauspielerin und arbeitete zwanzig Jahre an deutschen Bühnen, zudem als Putzfrau, Verkäuferin, Grabpflegerin, Schweißerin, Bardame, Luftgitarristin und Ghostwriterin. Seit 2012 ist sie freie Autorin. Sie schreibt vor allem für Kinder und Jugendliche, aber manchmal auch für den Rest der Familie. Mehrnousch Zaeri-Esfahani wurde 1974 in Isfahan / Iran geboren. Sie wuchs in Heidelberg auf und studierte Sozialpädagogik. Später koordinierte sie Flüchtlingsarbeit und arbeitete als Bildungsberaterin. Sie schreibt seit 2012 mehrfach ausgezeichnete Gedichte, Kurzgeschichten und Romane.

  • Manuela Bibrach: Renate löscht. Das Licht

    Miniaturen mit Grafiken von Pètrus Akkordéon: In Neles Gesicht arbeitet es ständig. Kleine Gewitter zucken über ihre feinen Züge. Es leuchtet und blitzt, die Mundwinkel beben … Kinder sollen stark sein und unabhängig. Und dabei singen. Denkt Nele. Und dass sie einfach zu schwach ist für diese Welt. Oder zu dumm. Sozial inkompetent. Weil sie die Regeln nicht versteht.. (Aus „Nele.bunt“) Manuela Bibrach schafft mit ihren kurzen Texten in konzentrierter Form Bilder mit ungewöhnlicher poetischer Ausstrahlung. Sie beobachtet aus großer Entfernung Reaktionen von Menschen auf ein scheinbar alltägliches Ereignis, schafft Nähe durch die Distanz.

    Manuela Bibrach wurde 1971 in Dresden geboren. Sie ist Diplomingenieurin für Landschaftsnutzung und Naturschutz. Sie veröffentlichte ihre Gedichte in Zeitschriften und Anthologien und is seit 2015 Mitglied im Literaturforum Dresden. Seit 2018 gehört sie auch der Oberlausitzer Autorenrunde an. Ihr erster Gedichtband „Radios mit Naturstimmen“ wurde 2024 mit dem Förderpreis zum Klopstock-Preis des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet.

  • Carl-Christian Elze: William und der Fliegenkönig

    Williams Eltern streiten sich. Immer wieder. Mal leise, mal laut. Das macht William sehr traurig. Doch darüber sprechen möchte er nicht, auch nicht mit seinem großen Bruder Paul. Als plötzlich der Fliegenkönig – eine schrullige, nicht mehr ganz fitte Schmeißfliege mit erheblichen Flugproblemen – zwischen seinen Spielsachen auftaucht, beginnt für William ein großes Abenteuer. Er hilft der Fliege bei der Reparatur ihrer Flügel und danach hilft sie ihm. Mit ihrer Zuwendung, ihrer Lebensweisheit und ihren Zauberkräften zeigt sie William einen ungewöhnlichen Weg auf, wie seine Eltern ihn besser verstehen können. Unbemerkt krabbelt er zuerst in das Ohr seines Vaters und dann in das seiner Mutter. Dort kann er ihnen endlich von seiner Traurigkeit erzählen. Nachdem William sein Herz geöffnet hat, ändern sich die Dinge. Ein kleines Wunder geschieht. Ein Buch für Kinder ab 5 Jahre, illustriert von Nele Brönner.

    Carl-Christian Elze
    , 1974 in Berlin geboren, wuchs in Leipzig auf. Sein Vater war Zootierarzt, wodurch er einen großen Teil seiner Kindheit im Leipziger Zoo verbrachte. Später studierte er zwei Jahre Medizin, danach Biologie und Germanistik. Von 2004 bis 2009 war er Student am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände und wurde u.a. mit dem Lyrikpreis München, dem Joachim-Ringelnatz-Nachwuchspreis und einem Stipendium im Deutschen Studienzentrum in Venedig ausgezeichnet. Carl-Christian Elze lebt in Leipzig.

  • Heike Geißler: Verzweiflungen

    Ein Mädchen steht vor der Schwimmlehrerin und bettelt, endlich in die Fortgeschrittenengruppe zu dürfen. Dabei kann sie nur am Beckenrand ohne Leine gut schwimmen. Die Lehrerin ist gnadenlos, das Mädchen verzweifelt. Dreißig Jahre später ist Heike Geißler erwachsen und noch immer verzweifelt – aber entschlossen, sich diesem Gefühl zu stellen: Wo ist der Fehler – in Geschlechterrollen, Heroismus, Militarisierung? Was fehlt? Wo sitzt die Menschenfeindlichkeit noch überall? Im Sprechen, im politischen Handeln. In den Landesparlamenten, nicht nur in Ostdeutschland. Sie wehrt sich gegen Rechtsextremismus, feindselige Strukturen und unaushaltbare Verhältnisse. Und übt einen neuen Ansatz, einen anderen Blick. Um daraus Trost und Mut zu schöpfen.


    Heike Geißler wurde 1977 in Riesa geboren. 2001 erhielt sie den Alfred-Döblin-Förderpreis für den ein Jahr später erschienenen Roman "Rosa". Sie nahm in den Jahren 2008 und 2021 am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. In ihrem Buch "Saisonarbeit" verarbeitet sie ihre Tätigkeit als Aushilfskraft in einem Logistikzentrum von Amazon in Leipzig. Ihr Roman "Die Woche" war 2022 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Zuletzt erschien von Heike Geißler der Essay "Liegen" im Verlag Matthes & Seitz Berlin.

  • Katharina Hinderer (Übersetzerin): Taťána Rubášová und Jindřich Janíček: William & Meriwether auf wundersamer Expedition

    Auf einer Erde ohne Menschen suchen die beiden Roboter William und Meriwether nach neuen Ressourcen. Sie streifen durch eine Welt, in der die Natur die Hinterlassenschaften der menschlichen Zivilisation bereits überwuchert hat, und kartieren unbekanntes Gebiet – wie ihre Namensvetter William Clark und Meriwether Lewis, die als erste den nordamerikanischen Kontinent durchquerten. Die liebenswerten mechanischen Entdecker müssen dabei zahlreiche Hindernisse überwinden, Berge und Flüsse passieren und endlose Wälder durchqueren. Die Hinweise auf eine menschliche Vergangenheit werden von ihnen dabei konsequent übersehen oder völlig falsch eingeordnet. In der Einsamkeit der Natur beginnen nach und nach die kleinen Eigenheiten des jeweils anderen zu nerven. Und jetzt hat Meriwether auch noch seinen Hut verlegt. Ein Comic für Kinder und Erwachsene, die Humor, Abenteuer und Science-Fiction lieben. 

    Katharina Hinderer wurde 1977 geboren. Sie absolvierte ein Übersetzerstudium in Leipzig und Prag. Später arbeitete sie als Übersetzerin im Medienbereich. Seit 2017 ist sie freiberufliche Übersetzerin, Untertitlerin und Filmbeschreiberin. Zudem hat sie Comics, Jugendliteratur und Belletristik aus dem Englischen und Tschechischen übertragen. Sie ist Mitglied des Literaturübersetzerverbands VdÜ sowie des Verbands der audiovisuellen ÜbersetzerInnen AVÜ. Katharina Hinderer lebt in Leipzig.

  • Marit Heuß: Verschlissenes Idyll

    Das Lyrikdebüt von Marit Heuß ist der Wahrnehmung der Wirklichkeit verschrieben: von den Wissower Klinken bis zur Küste Portugals. Den Blick begleiten dabei Lektüren und Kunsterlebnisse, aber auch historische Gedächtnisspuren, die der Landschaft eingeschrieben sind. Ein italienischer Palazzo, ein in die Jahre gekommener "lieblicher Ort" mit vergitterten Wegen und unheimlichen Echsen, verleiht dem Gedichtband den Titel: Verschlissenes Idyll. So vielfältig wie die Szenerien sind die formalen Spielarten des Bands, in dem sich "Langgedichte und kürzere Formen zu einer Art Vexierbild verschränken", so Jan Kuhlbrodt im Nachwort. Im vielstrophigen Gedicht Palacio invísível, das sich wie eine lange Wanderung entlang des portugiesischen Meeresufers liest, wird ein lyrischer Redestrom eröffnet, bei dem die Elemente selbst den Text mitschreiben – wenn der "Wind die Seiten" wendet und das Gedicht so auf traumsichere Weise "verlängert". Ein ausdrucksstarkes, klug orchestriertes Debüt.

    Marit Heuß, geboren 1984 in Schlema, studierte Germanistik, Kunst­ge­schichte und Kunstpädagogik in Dresden und promovierte in Germanistik in Leipzig, wo sie auch lebt. Zwischen 2013 und 2015 nahm Heuss mehrfach an der Darmstädter Textwerkstatt teil. 2016 war sie zudem Fina­listin beim Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin/Haus für Poesie« und 2019 beim Lite­rarischen März. 2015 und 2020 war sie Stipendiatin der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen, 2020 Stipendiatin des Künstlerhauses Edenkoben. 2020 erhielt sie den Kammweg-Lyrikpreis. Marit Heuss schreibt Lyrik und Prosa. Ihre Werke erschienen in Zeit­schriften und Anthologien.

  • Thomas Podhostnik: Dear Mr. Saunders. Chatanga

    Im dem dritten und letzten Teil der Romantrilogie "Dear Mr. Saunders" verlässt Sergej die ostdeutsche Stadt, lebt eine Weile zurückgezogen in Hessen, bis er zu einem ominösen literarischen Symposium nach Sankt Petersburg eingeladen wird. Sergej ist ein slawisches Kind von Gastarbeitern, das in Deutschland aufwächst. Er liebt Filme und Bücher, findet aber keinen Platz in der westdeutschen Bildungsgesellschaft. Er wird zum Kleinkriminellen und landet schließlich in Sankt Petersburg, wo er als Spion rekrutiert werden soll.In drei langen Briefen an den amerikanischen Schriftsteller George Saunders erzählt er seine Lebensgeschichte und reflektiert über slawische Identität, das Schreiben, die deutsche Sprache und die Macht der Privilegierten. Dabei geht er den Fragen nach: wem gehört die Sprache und wem die Erzählungen?

    Thomas Podhostnik wurde 1972 in Radolfzell geboren. Er machte eine Lehre zum Speditionskaufmann und eine Ausbildung zum Regieassistenten am „Teatro Nacional de Cuba“. Später studierte er am Deutschen Literaturinstitut. Er verfasst Prosa und experimentelle Prosa. 2008 debütierte er mit dem Roman „Der gezeichnete Hund“. Thomas Podhostnik lebt in Leipzig.

  • Kristina Schilke: Alles was lebt

    Etwas stimmt nicht mit dem Haus im Bayerischen Wald, das Karla von ihren Eltern erbt – zumindest nicht mit einem kleinen, kaum benutzten Zimmer: Man schwebt darin. Sobald Karla über die Schwelle tritt, hebt sie vom Boden ab und steigt Richtung Decke wie ein Heliumballon. Was anfangs einen Schock auslöst sowie die verzweifelte Suche nach einer Erklärung, führt zunehmend zu einer Sucht. Das Schweben ermöglicht Karla einen Ausweg aus dem engen Leben einer Sachbearbeiterin im Landratsamt Rainacker – und setzt damit Ereignisse in Gang, deren Konsequenzen nicht abzusehen sind. Weder für sie noch für ihren Liebhaber David und andere Menschen in ihrem Umfeld. In elf Kapiteln lernen wir die unterschiedlichsten Bewohner der Kleinstadt kennen: Eine bald Hundertjährige, die sich durch ihr Alter von der Umgebung entmenschlicht fühlt, Kaplan Kirmeyer, der vom Fliegen träumt, und Lisa, die sich mit ihrem »Cocktail der Woche« regelmäßig in den Blackout trinkt. Kristina Schilke fügt in ihrem ersten Roman magischen Realismus und bayerischen Slapstick zusammen, kombiniert eine Schauergeschichte mit einer Lovestory, vereint Poesie und Humor. „Alles was lebt“ ist eine Ode an die Kindheit im Erwachsenenalter und eine elegante Erzählung über das Leben in der Provinz.

    Kristina Schilke, geboren 1986 in Tscheljabinsk, ehem. Sowjetunion, lebt seit 1993 in Deutschland. Nach einem Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig mit Abschluss 2011 war sie unter anderem Stipendiatin am LCB und bei der Jürgen Ponto Stiftung. Sie arbeitete als Storylinerin für die TV-Serien "Verbotene Liebe" und "Unter uns", als Experimentor am Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig sowie als freie Mitarbeiterin für den MDR. 2016 erschien ihr literarisches Debüt mit dem Erzählband "Elefanten treffen" im Piper Verlag.

  • Janin Wölke: Unendlicher Move

    In einer eskalierenden Wahrnehmungsübung greift Janin Wölke nach der Welt da draußen und fragt: Wo sind die unsäglichen Behausungen poetischer Fürsorge? Zwischen der zerstörten Natur und dem traurigen Gemüt des Sohnes gibt es immer wieder Bilder von Intimität und Abschweifung. Das Leben wird in lyrisches Material eingetauscht auf der Suche danach, zu verstehen und nichts zu vergessen. Der Mutter, der Frau, der Partnerin, der Freundin, der Schriftstellerin, der Schwester widerfährt zwischen Beobachtung und Widerspruch die ausdehnende Ordnung des Langgedichts in Collagen aus Popsongs, aus Disney, aus Edmund Husserl, Roland Barthes, aus Kindersprache und Laurie Penny. Und immer wieder spricht, sagt, fragt der Junge Kolja etwas und lebt in der Dramatik eines Kindes, die einem unbarmherzig vertraut erscheint.

    Janin Wölke wurde 1982 in Berlin geboren. Sie studierte Germanistik, Komparatistik und Geschichte in Freiburg, Paris und Leipzig und später auch am Deutschen Literaturinstitut. SIe ist Mitbegründerin der Lesereihe "Niemerlang". Seit 2017 arbeitet sie als Lehrerin, zunächst an Grundschulen, seit 2021 am Gymnasium für Deutsch und Geschichte. Janin Wölke lebt in Leipzig.                               

Der Sächsische Literaturrat empfiehlt zehn bemerkenswerte Neuerscheinungen von Schriftsteller*innen, Dichter*innen und Übersetzer*innen in und aus Sachsen. Regelmäßig finden Veranstaltungen statt, bei der die Titel vorgestellt werden und eine Autorin oder Übersetzerin aus ihrem Buch liest.