Den Blick begleiten dabei Lektüren und Kunsterlebnisse, aber auch historische Gedächtnisspuren, die der Landschaft eingeschrieben sind. Ein italienischer Palazzo, ein in die Jahre gekommener "lieblicher Ort" mit vergitterten Wegen und unheimlichen Echsen, verleiht dem Gedichtband den Titel: Verschlissenes Idyll. So vielfältig wie die Szenerien sind die formalen Spielarten des Bands, in dem sich "Langgedichte und kürzere Formen zu einer Art Vexierbild verschränken", so Jan Kuhlbrodt im Nachwort. Im vielstrophigen Gedicht Palacio invísível, das sich wie eine lange Wanderung entlang des portugiesischen Meeresufers liest, wird ein lyrischer Redestrom eröffnet, bei dem die Elemente selbst den Text mitschreiben – wenn der "Wind die Seiten" wendet und das Gedicht so auf traumsichere Weise "verlängert". Ein ausdrucksstarkes, klug orchestriertes Debüt.
Marit Heuß, geboren 1984 in Schlema, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Kunstpädagogik in Dresden und promovierte in Germanistik in Leipzig, wo sie auch lebt. Zwischen 2013 und 2015 nahm Heuss mehrfach an der Darmstädter Textwerkstatt teil. 2016 war sie zudem Finalistin beim Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin/Haus für Poesie« und 2019 beim Literarischen März. 2015 und 2020 war sie Stipendiatin der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen, 2020 Stipendiatin des Künstlerhauses Edenkoben. 2020 erhielt sie den Kammweg-Lyrikpreis. Marit Heuss schreibt Lyrik und Prosa. Ihre Werke erschienen in Zeitschriften und Anthologien.
Poetenladen | 19,80 Euro
96 Seiten | ISBN: 978-3-948305-29-1