Eine Foto der Preisverleihung. Eine Frau mit Blumenstrauß.

Sächsischer Literaturpreis

Wir zeichnen alle zwei Jahre Autor*innen in und aus Sachsen für eine herausragende Veröffentlichung oder für ihr bisheriges literarisches Schaffen aus.

Lukas Rietzschel mit seinem Laudator Jan Wiele, der Kulturstaatsministerin Barbara Klepsch und der Jury-Vorsitzenden Karin Großmann (Foto: Pawel Sosnowksi) ©
Lukas Rietzschel mit seinem Laudator Jan Wiele, der Kulturstaatsministerin Barbara Klepsch und der Jury-Vorsitzenden Karin Großmann (Foto: Pawel Sosnowksi)

Der Sächsische Literaturpreis 2022 ging an den Schriftsteller Lukas Rietzschel. Das hat die Jury entschieden, der die Journalistinnen Katrin Wenzel und Karin Großmann (Juryvorsitzende), der Verleger Andreas Heidtmann, die Autorin Jayne-Ann Igel sowie der Germanist Frieder von Ammon angehörten. Zur Begründung hieß es:  

„Wenn sich politische Verhältnisse ändern, hat das Folgen für die privaten Verhältnisse. Es entstehen Risse und Brüche, und dafür hat Lukas Rietzschel einen besonderen Nerv. In seinen Romanen und Theaterstücken erzählt er von Verwerfungen in den Biografien, von Verunsicherungen und verwüsteten Seelen. Wie ist das, wenn Menschen plötzlich den Boden unter den Füßen verlieren und herausgerissen werden aus allen vertrauten Verankerungen? Wie reagieren sie auf Verluste? Mit Verschweigen und Verdrängen? Und wie geht die nächste Generation damit um? Lukas Rietzschel gibt Antworten auf solche Fragen. Die sächsische Oberlausitz liefert ihm die Kulisse. Gleich der erste Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ erregte 2018 landesweit Aufmerksamkeit: eine brisante Familiengeschichte von Wendeverlierern und Rechtsradikalen. Damit kam ein frischer, zupackender und direkter Ton in die Literatur. Etliche Theater adaptierten den Stoff für die Bühne, die Verfilmung läuft. Mit dem Stück „Widerstand“, entstanden im Auftrag des Leipziger Schauspiels, und mit dem Roman „Raumfahrer“ setzt Lukas Rietzschel seine kritische Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Vergangenheit und Gegenwart fort. In öffentlichen Diskussionsforen ist er ein viel gefragter Autor, und auch mit Zeitungsbeiträgen mischt er sich in aktuelle Debatten ein: eine unüberhörbare, wichtige Stimme aus dem Osten.“ 

Die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch gratulierte Lukas Rietzschel mit folgenden Worten herzlich zu dieser Auszeichnung: "Herzlichen Glückwunsch an Lukas Rietzschel für den Sächsischen Literaturpreis 2022! Mit ihm wird ein weit über Sachsen hinaus wichtiger Autor der jüngeren Generation geehrt, der uns allen Fragen zu den gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte stellt. Nach der Lektüre seiner Romane ,Mit der Faust in die Welt schlagen‘ und ,Raumfahrer‘ verstehen wir besser, welche langfristigen Folgen der tiefgreifende Wandel nicht nur im Osten Deutschlands und nicht nur in den ländlichen Regionen für junge Leute, aber auch die älteren Generationen hat. Schonungslose Analyse geht einher mit literarischer Gestaltungskraft, der der Wille anzumerken ist, unsere Gesellschaft zu verbessern. mit Differenzierung und Gründlichkeit nimmt er seine Figuren ernst. Das macht es lohnend, sich mit ihnen und mit dem Werk von Lukas Rietzschel zu befassen, sei es im Buch oder auf den Theaterbühnen, wo der erste Roman schon mehrfach erfolgreich aufgeführt wurde."

Lukas Rietzschel wurde 1994 in Räckelwitz geboren und wuchs in Kamenz auf. Er studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Kulturmanagement in Kassel und Zittau/Görlitz. Er debütierte 2018 mit dem Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“. Im Herbst 2021 folgte der Roman „Raumfahrer“. 2023 ist Lukas Rietzschel Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles. Er lebt in Görlitz.

Die Preisverleihung fand am 6. Oktober im Kulturforum Görlitzer Synagoge statt. Die Laudatio hielt Jan Wiele, Literaturkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Bisherige Preisträger*innen

  • 2020: Daniela Krien
  • 2018: Róža Domašcyna
  • 2016: Franziska Gerstenberg
  • 2014: Jan Kuhlbrodt
  • 2012: Andreas Altmann

Sächsischer Literaturförderpreis

  • 2010: Jens Wonneberger
  • 2008: Undine Materni
  • 2006: Thomas Böhme