Ihr Blick richtet sich auf das, was wir vermeintlich als Alltag kennen, vom Freundes- und Familienkreis über die Natur bis hin zu Kinobesuch und Schulweg. Ihr Ton ist frei von Pathos, zuweilen ironisch, sprachlich geschärft. Sprichwörtliches wird aufgegriffen, variiert und trägt zur Bereicherung der dichterischen Sprache bei. Ganz selbstverständlich gelingt es der Autorin, Alltagsszenen mit Poesie aufzuladen. Wenn ich so lebe zwischen Socken und Löffeln , heißt es etwa in ihrem "Lied", das zugleich für die Musikalität der Dichtung steht. Dabei entwickelt sie sowohl längere Formen wie in dem beeindruckenden Fragment an die Großmutter, als auch Gedichte mit knapper, genau akzentuierter Diktion. - Der Rabe, dessen "Singen" dem Band den Namen gibt, ist der Symbolvogel schlechthin und wird in der Mythologie mit Hexerei, aber vor allem mit Weisheit assoziiert. Anspielungen an Märchen und Mythen werden nicht nur im Aschenputtel-Gedicht "ruckedigu" deutlich, wo sich das goldene Kleid in einer Nuss findet.
Anna Zepnick, geboren 1970 in Dresden, wuchs mit Märchen und Geschichten auf und entdeckte früh ihre Liebe zur Sprache. 1983 erfolgte der erste Abdruck eines Gedichts in der Zeitung "Junge Welt". Sie studierte später Klavier und arbeitete als Korrepetitorin an der Hochschule für Musik Dresden, als Pianistin und Schauspielmusikerin, Yogalehrerin und Autorin.2012 fiel die Entscheidung, dem Schreiben mehr Raum zu geben. Die Verbindung von Wort und Musik, Rhythmus und Klang prägt ihren Stil. 2020 entstand so mit Hilfe eines Stipendiums der Sächsischen Kulturstiftung ein Hörbuch mit Gedichten und Klavierimprovisationen. 2024 erhält sie das Lyrik-Mentoring mit Volker Sielaff aus dem Programm des Sächsischen Literaturrats.Anna Zepnick ist Mutter von drei Kindern und lebt in Dresden.
Poetenladen | 19,80 Euro
120 Seiten | ISBN: 978-3-948305-28-4