Jayne-Ann Igel: Wir ländern uns fort

Jayne-Ann Igel

Oft ist in diesem Gedichtband von etwas die Rede, das wir Landschaft nennen und das uns doch immer fremder wird, und sich selbst enteignet

In der Gegenwart, aber auch zu früheren Zeiten beobachtbar schon derselbe Prozess. Landschaften, die eher Behauptung von etwas sind. Was haben beispielsweise Bergbaufolgelandschaften noch mit dem Begriff von Landschaft gemein, wo Restlöcher mit Wasser oder Schutt verfüllt werden, die Straßen baumlose Alleen vorstellen. Wo Natur nur mehr in ihrer Verletzlichkeit wahrgenommen werden kann und das Festland nicht mehr den Halt zu bieten vermag, den das Wort suggeriert. Auf dem ersten Blick mögen solche Szenerien dystopisch wirken, das Schreiben darüber gar resigniert, doch der Konfrontation mit diesen Realitäten, der dichterischen ›Übersetzungsarbeit‹ eignet die Möglichkeit, anders damit umzugehen. Was sich schreibt // »vorherrschend die simplizität von ereignissen« sagte sie, »du kommst aus der unübersichtlichkeit, und ich stehe einfach hier an der straße und erwarte dich« – Dass Jayne-Ann Igel sich mit solchen Fragen beschäftigt, ist nicht neu, doch aus einer größeren räumlichen und zeitlichen Distanz heraus eröffnen sich ungewohnte Perspektiven auf eine Region, die sie bis in die späten achtziger Jahre oft durchstreift hat, zu Fuß, in Bahn oder Bus, per Rad. Der Gedichtband ist im Gutleut Verlag erschienen.

Jayne-Ann Igel wurde 1954 in Leipzig geboren und übersiedelte 1995 nach Dresden. Sie absolvierte eine Lehre im bereich wissenschaftliche Bibliotheken in Leipzig, arbeitete in der Deutschen Bücherei Leipzig und im Buchhandel. Nach einem Theologiestudium war sie im Gesundheitswesen tätig. Ab mitte der 1980er Jahre veröffentlichte sie in Zeitschriften und Anthologien und beteiligte sich an Zeitschriften-Projekten im Samisdat. Seit den 1990ern ist sie auch Herausgeberin und Lektorin, u. a. der Reihe Neue Lyrik beim Verlag Poetenladen. Jayne-Ann Igel ist Mitglied im Vorstand des Sächsischen Literaturrates.