Fachtag 2025: Schreiben und Erinnern
In den letzten Jahren sind auffallend viele Bücher zur Geschichte der DDR und der Nachwendezeit erschienen. Nicht nur Sachbücher, sondern auch Romane und Gedichtbände, die sich mit Erinnerungen an das Leben in der DDR und dessen Auswirkungen auf das Leben nach der DDR beschäftigen. Beginnend mit den Büchern von Ingo Schulze, Christoph Hein, Lutz Seiler, Angelika Klüssendorf, Angela Krauß und Helga Schubert, deren Bücher sich bereits seit Jahrzehnten mit dem Thema auseinandersetzen, ist es nun auch eine jüngere schreibende Generation, die in die spezifisch ostdeutsche Geschichte eintaucht und nach Zusammenhängen zwischen Vergangenheit und Gegenwart fragt. Man denke an „Gittersee“ von Charlotte Gneuß, „Die Möglichkeit von Glück“ von Anne Rabe, „Bittere Wasser“ von Tina Pruschmann, Clemens Meyers „Die Projektoren“, Lukas Rietzschels „Raumfahrer“ oder Matthias Jüglers „Maifliegenzeit“. Diese literarischen Bearbeitungen von Lebensläufen, Lebensfragen und biografischen Verwerfungen bekommen viel Aufmerksamkeit, werden viel besprochen und diskutiert. Insbesondere das Thema, wer über Erfahrungen in der DDR schreiben darf, steht dabei im Mittelpunkt. Denn je länger die Jahre der DDR zurückliegen, desto spannender werden die Fragen: Ist Autorschaft an eigenes Erleben gebunden? Dürfen Autoren und Autorinnen, die nach dem Fall der Mauer geboren wurden, über ein Leben in der DDR schreiben? Was genau meint in diesem Zusammenhang der Begriff „Autofiktion“ und inwieweit lassen sich historische Fakten überhaupt fiktionalisieren? Dass die Geschichte der DDR auch literarisch verarbeitet werden muss, steht jedoch außer Frage. Gerade für jüngere Leserinnen und Leser ist die Erzählung über dieses Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts relevant. Hier leisten Kinder- und Jugendbuchautorinnen und Autoren wie Judith Burger mit „Gertrude Grenzenlos“, Gerda Raidt mit „Wie ein Vogel“ oder Johannes Herwig mit „Scherbenhelden“ einen wichtigen Beitrag.
Der Fachtag des Sächsischen Literaturrates richtet sich im 35. Jahr der deutschen Wiedervereinigung sowohl an Fachleute wie Lehrerinnen und Lehrer, Bibliothekarinnen und Bibliothekare, Autorinnen und Autoren als auch an ein interessiertes Publikum.
Programm:
10.00 - 11.00 Uhr Podiumsgespräch (Vortragssaal)
Wer spricht? Über Autorschaft und literarische Deutungshoheit
Patricia Holland Moritz, Matthias Jügler & Tina Pruschmann
11.30 - 12.30 Uhr Vortrag (Vortragssaal)
Die literarische Darstellung von DDR-Ruinen als fragmentarische Erinnerungsräume
Am Beispiel von Lukas Rietzschels Roman "Raumfahrer" und Judith Schalanskys Erzählband "Verzeichnis einiger Verluste"
Marieluise Labry
PAUSE
13.30 - 14.30 Uhr Podiumsgespräch (Vortragssaal)
Kindheit Ost: Für Kinder und Jugendliche schreiben
Judith Burger, Johannes Herwig & Gerda Raidt
ODER
13.30 - 14.30 Uhr Vortrag (Vortragsraum)
Literatur vom Ende der Literatur? Autofiktionalität in Wolfgang Hilbigs Prosa (BRD/DDR)
Nicolas van Veen
15.00 - 16.30 Uhr Workshop (Vortragssaal)
Erinnerst du dich? Kreative Vermittlung von Kinder- und Bilderbüchern zur Erinnerungskultur für bibliothekarische Fachkräfte und Interessierte
Maike Beier
ODER
15.00 - 16.30 Uhr
„Hidden Places“. Führung durch das Buch- und Schriftmuseum und die Deutsche Nationalbibliothek
19.00 – 21.00 Uhr Öffentliches Panel (Vortragssaal)
Wer erinnert sich woran und wie schreibt man worüber? Generationen Ost im Gespräch
Domenico Müllensiefen & Jan Kuhlbrodt, Marit Heuß & Andreas Reimann, Angela Krauß & Carl-Christian Elze
Kooperationspartner:
Sächsische Landesfachstelle für Bibliotheken
Deutsches Buch-und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek
Universität LeipzigDeutsches Literaturinstitut
Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
Für Pausenverpflegung ist gesorgt.
Eintritt ganzer Tag: 15 / 7 Euro Eintritt Abend: 7 / 5 Euro
Tickets an der Tages- und Abendkasse oder hier: