Buchsalon Leipzig 2024

Nach der Leipziger Buchmesse und nach der Frankfurter Buchmesse sprechen je drei Literaturkritiker*innen über Neuerscheinungen von Autor*innen, die aus Sachsen kommen oder in Sachsen zu Hause sind. Anschließend ist ein weiterer Autor oder eine Autorin mit seinem oder ihrem Buch zu Gast. In der diesjährigen Leipziger Ausgabe sprechen die Kritikerin Eva Gaeding, die Dichterin Andra Schwarz und der Schriftsteller Matthias Jügler über den Roman „Die Spielerin“ von Isabelle Lehn, das Memoir „Erbgut“ von Marlen Hobrack sowie über den Gedichtband „rabensingen“ von Anna Zepnick. Die Schriftstellerin Janna Steenfatt ist zu Gast mit ihrem Roman "Mit den Jahren“.

Isabelle Lehn „Die Spielerin“ (S. Fischer)
Eine junge Frau zieht in den 1990er Jahren aus der niedersächsischen Provinz nach Zürich, um als Investmentbankerin Karriere zu machen. Dort lernt sie die Welt der Bad Banks kennen, in der weder Grenzen noch Gesetze zu gelten scheinen. Als ihre Karriere jedoch stagniert, erkennt sie, wie viel Freiraum es ihr gewährt, eine Frau zu sein, die übersehen wird: Abseits der Legalität investiert sie bald Millionen. Vor Gericht schließlich schweigt sie. Ihre Geschichte erzählen andere.

Marlen Hobrack „Erbgut. Was von meiner Mutter bleibt“ (Harper Collins)
Als Marlen Hobrack sich daranmacht, den Nachlass ihrer Mutter zu bewältigen, winkt ihr kein Einfamilienhäuschen, keine hübsche Altbauwohnung. Sondern ein Berg von Schulden und Dingen, die am Lebensende einer Arbeiterin bleiben: Steppdecken, Vitaminpräparate, Putzmittel, Fotos. Wie in Chiffren hat sich ihre Mutter in sie eingeschrieben.

Anna Zepnick „rabensingen“ (Poetenladen)
Man kann, so man Anna Zepnicks Verse zu charakterisieren versucht, durchaus auf Begrifflichkeiten aus der Musik zurückgreifen, etwa hinsichtlich der Liedhaftigkeit einzelner Texte, von denen einige sogar mit Lied übertitelt sind, den Wiederholungen von Versteilen, den Reprisen. Ihre Arbeiten zeichnet eine Formenvielfalt aus, die für ihre dezidiert literarische Orientierung und ihren musikalischen Erfahrungsschatz gleichermaßen stehen.

Janna Steenfatt "Mit den Jahren" (Nagel & Kimche)
Jettes Großmutter hat mal gesagt, es gebe "zwei Sorten von Menschen auf der Welt: die, die zu zweit sind, und die, die allein sind". Im Roman prallen sie aufeinander: Jette hat sich mit Anfang 40 in ihrem kinderlosen Singleleben eingerichtet und hält sich mit prekären Jobs über Wasser. Eva und Lukas hingegen sind seit zwanzig Jahren ein Paar, sie haben zwei kleine Kinder, eine Eigentumswohnung, und Berufe, die sie ausfüllen.Als Jette auf das Leben der beiden stößt, beginnt sie ihre eigenen Entscheidungen in Frage zu stellen. Aber auch Lukas und Eva zweifeln mit den Jahren zunehmend am eigenen Lebensentwurf – ob ein anderer besser passt, wird sich herausstellen.