Zweimal im Jahr - nach der Leipziger Buchmesse und nach der Frankfurter Buchmesse - sprechen drei Literaturkritiker*innen über Neuerscheinungen von Autor*innen, die aus Sachsen kommen oder in Sachsen zu Hause sind. Anschließend ist ein weiterer Autor oder eine Autorin mit seinem oder ihrem Buch zu Gast.
In der diesjährigen Herbstausgabe sprechen die Journalistin und Schriftstellerin Marlen Hobrack, der Journalist und Dichter Jörg Schieke und der Dichter Patrick Wilden über „Zwischen den Zeiten leuchtet der Schnee“ von Wiete Lenk, über „Iron Woman“ von Rebecca Maria Salentin sowie über den Gedichtband „innen bröckelt die unerhörte schicht“ von Mĕrana Cušcyna. Der Leipziger Schriftsteller Jan Kuhlbrodt ist zu Gast mit seinem Roman „Krüppelpassion“.
Jan Kuhlbrodt: Krüppelpassion (Gans Verlag)
Jan Kuhlbrodt, ist an Multipler Sklerose erkrankt und sitzt im Rollstuhl. In seinem Text thematisiert er seine Erkrankung und das Sterben. Kuhlbrodt schreibt: „Man könnte mein neues Buch als Chronik eines sich ankündigenden Todes verstehen. Aber der Blick auf den Tod sperrt sich der chronologischen Schreibweise. Im Text versuche ich zwar, seine Zeichen zu erkennen. Bisweilen gelingt das aber erst, wenn sie schon lang nicht mehr leuchten. So enthält mein künftiges Sterben ein Moment der Erinnerung an das Leben davor. Aber da es im Leben drunter und drüber geht, Mitmenschen und Umstände einem immer wieder physische und seelische Einschränkungen vor Augen führen, steht im Buch Erinnerung und Slapstick an der Seite der Philosophie, aber auch des Zorns.“ Für einen Auszug aus „Krüppelpassion“ wurde Jan Kuhlbrodt mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet.
Mĕrana Cušcyna: innen bröckelt die unerhörte schicht (Reihe Neue Lyrik Poetenladen)
Měrana Cušcyna entwirft in ihren Gedichten eine Welt, die vom nachbarlichen Zaun bis zum Tauschgut der Sprache reicht. Innensichten wechseln mit poetischen Begebenheiten und Erinnerungen. Dazwischen entwickelt sich ein Lautreichtum aus sprachspielerischen und sprachergründenden Zeilen. Es tauchten Nächtebücher und vergilbte Briefe auf, die ein Leben lang getauscht wurden für das nicht Gelebte. „Zwei Zungen treffen sich täglich“, so könnte das Leitmotiv lauten, das auf das Alltägliche des Nachbarschaftlichen wie das Unalltägliche der Zweisprachigkeit verweist. Wie nebenbei klingen „Gänsesommer“ und „Schmungks“ an und deuten darauf hin, dass auch literarische Größen wie Kito Lorenc und Elke Erb in diesem facettenreichen Band zu Gast sind.
Rebecca Maria Salentin: Iron Woman (Voland & Quist)
In „Klub Drushba“ beschrieb Rebecca Maria Salentin ihre dreimonatige Wanderung auf dem „Weg der Freundschaft“ von Eisenach bis Budapest. Nun ist sie abermals losgezogen: diesmal mit dem Fahrrad, so leicht wie nur möglich bepackt. Fast 10.000 Kilometer war sie unterwegs, den ehemaligen Eisernen Vorhang entlang, auf dem Iron Curtain Trail. Eine Fahrt durch zwanzig Länder, vom Schwarzen Meer bis zur Barentssee, über fast unpassierbare Grenzen, durch eisige Kälte und einsame Nächte. Aber auch an etlichen unerwartet schönen Landschaften vorbei, durch wilde Gegenden, gespickt mit überraschenden Begegnungen und Geschichten, mit viel Nachdenken über die eigene Herkunft.
Wiete Lenk: Zwischen den Zeiten leuchtet der Schnee (Gmeiner)
Januar 1968: Es schneit ohne Unterlass, als Großvater Anselm stirbt. Für seine Enkeltochter war er der außergewöhnlichste Mensch auf der ganzen Welt. Das war er auch für seine Frau Hanna Jo. Diese beginnt der Achtjährigen zu erzählen: von skurrilen, heiteren und tragischen Momenten aus der Vergangenheit und Geschichten ihrer sächsisch-erzgebirgischen Fabrikantenfamilie. Und von ihrem Ehemann, Großvater Anselm. Es ist ein unvergesslicher Tag für die Enkeltochter, deren kindliche Trauer die Wirklichkeit zum Traum werden lässt …
Eintritt 7 / 5 Euro