Nach der Leipziger Buchmesse und nach der Frankfurter Buchmesse sprechen je drei Literaturkritiker und Literaturkritikerinnen über Neuerscheinungen von Autoren und Autorinnen, die aus Sachsen kommen oder in Sachsen zu Hause sind. Anschließend ist ein weiterer Autor oder eine Autorin mit seinem oder ihrem Buch zu Gast.
In der diesjährigen Dresdner Ausgabe sprechen die Autorin und Kritikerin Marlen Hobrack, der Autor, Kritiker und Dozent Burkhard Müller und der Schriftsteller Ralf Günther über die Romane „Mit den Jahren“ von Janna Steenfatt und „Maifliegenzeit“ von Matthias Jügler sowie über den Gedichtband „Silverman schickt mich“ von Jörg Schieke. Die Schriftstellerin Kerstin Hensel ist zu Gast mit ihrem Roman „Glückshaut“.
Janna Steenfatt: Mit den Jahren (Nagel & Kimche)
Jettes Großmutter hat mal gesagt, es gebe „zwei Sorten von Menschen auf der Welt: die, die zu zweit sind, und die, die allein sind“. Im Roman prallen sie aufeinander: Jette hat sich mit Anfang 40 in ihrem kinderlosen Singleleben eingerichtet und hält sich mit prekären Jobs über Wasser. Eva und Lukas hingegen sind seit zwanzig Jahren ein Paar, sie haben zwei kleine Kinder, eine Eigentumswohnung, und Berufe, die sie ausfüllen.
Matthias Jügler: Maifliegenzeit (Penguin)
Für Katrin und Hans wird der Alptraum aller Eltern wahr: Nach der Geburt verlieren sie noch im Krankenhaus unweit von Leipzig ihr erstes Kind – und kurz darauf auch sich als Paar. Denn Katrin quälen Zweifel an der Darstellung der Ärzte, Zweifel, von denen Hans nichts wissen will. Als Katrin Jahre später stirbt, wird klar, dass sie mit ihren Befürchtungen womöglich Recht hatte. Bei seinen Recherchen stößt Hans auf Ungereimtheiten und eine Mauer des Schweigens.
Jörg Schieke: Silverman schickt mich (Poetenladen)
Jörg Schiekes Gedichte ziehen wie filmische Plots vorbei, in denen sich verblüffende Welten auftun, so alltagsnah wie surreal. Der Autor versteht sich aufs Groteske und Geheimnisvolle, spielt raffiniert mit Rückblicken in ostdeutsche Stimmungslagen. Mit feinen Verschiebungen adaptiert er Trends und lässt Lebens- und Arbeitssphären in einem sprachlich fulminanten Facettenreichtum aufgehen. Es gibt defekte Gäste-WLANs, Pizzakartons, mit denen man Frisbee spielt, und den berühmten Fahrradbären im Zirkus.
Kerstin Hensel: Glückshaut (Quintus)
Im Jahr 1804 kommt im Erzgebirge Minna Leichsenring auf die Welt – in einer Glückshaut. Dem medizinischen Phänomen wird die Kraft zugesprochen, ein glückerfülltes Leben zu garantieren. Doch es ist keine glückliche Fügung, dass Minna von ihrer Mutter im Wald ausgesetzt wird. Dort trifft sie auf sieben Bergknaben, mit deren letztem sie später einen Sohn zeugt. Dieser, Johannes geheißen, wird Henkersknecht und verschwindet aus dem Leben seiner Mutter. Auf der Suche nach dem verlorenen Sohn, ihrem ganzen Glück, wird Minna auf ungewöhnliche Proben gestellt.